15.800.000 Diagnosen wurden 1998 allein stationär an deutschen Krankenhäusern gestellt. Nach Experten-Schätzungen sind bis zu zehn Prozent aller ärztlichen Befunde unvollständig oder falsch.
Nach Schätzungen des Allgemeinen Patientenverbands unterlaufen Medizinern jährlich 100.000 schwerwiegende Behandlungsfehler. Rund ein Viertel davon führt zum Tod - meist mangels Hygiene in den Kliniken. Statistisch zu erhärten sind solche Angaben allerdings nicht: Zwar müssen Ärzte jede Behandlung dokumentieren, Daten und Fehlerquellen werden aber nicht systematisch ausgewertet.
Gelingt der Nachweis eines Kunstfehlers, so kommt die Haftpflichtversicherung, die jeder praktizierende Arzt abgeschlossen haben muss, regelmäßig für den Schaden auf. Und das "Heilrisiko" wächst sehr schnell. 1994 haben in Deutschland 27.309 Patienten insgesamt beinahe umgerechnet 2,8 Milliarden Schilling erhalten, ein Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei wurden die meisten Fehler in Krankenhäusern registriert, nämlich 13.064 - wohl weil in den Kliniken meist kompliziertere Fälle als in ambulanten Praxen zu betreuen sind.
1996 ließen 8.244 Patienten einen Kunstfehler-Verdacht von den Gutachterkommissionen der Ärztekammern überprüfen. 6.575 Patienten erhielten durchschnittlich umgerechnet 24.500 Schilling für fehlerhafte Zahnbehandlungen. Viel teurer kamen Fehler in Anästhesie, Geburtshilfe, Chirurgie und Orthopädie: in 1.590 Fällen auf im Schnitt umgerechnet 327.000 Schilling. In diesen Fachbereichen ist das Behandlungsrisiko am höchsten. So liegt die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls im Zusammenhang mit einer Narkose bei 5:10.000, und bei zwei von 1000 Geburten kommt es zu Verletzungen des Kindes.
Aber nur in 1.488 Fällen haben die Kommissionen eine falsche Behandlung mit Schadensfolge bestätigt. 48 mal befanden sie, die Mediziner hätten ihre Klienten nicht ausreichend über Risiken informiert, was ein Verstoß gegen die ärztliche Aufklärungspflicht ist. Oft einigen Patienten und Versicherungen sich außergerichtlich; zu einem Verfahren kommt es nur in rund 10 von hundert Fällen.
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