"Die Wahrscheinlichkeit, einen HLA-identen Stammzellspender im Rahmen einer unverwandten Transplantation zu finden, liegt bei nur 35 Prozent. Daher wird in steigendem Maße Nabelschnurblut als alternative Stammzellressource zur Transplantation herangezogen", so W. Schwinger von der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Hämato/Onkologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz, auf der Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie.
Bislang wurden in Europa 143 Patienten einer Nabelschnurbluttransplantation unterzogen. Davon erhielten 78 Patienten Nabelschnurblutstammzellen von verwandten und 65 von unverwandten Spendern. 95 dieser Patienten litten an einem Malignom, 26 an Knochenmarkversagen unterschiedlicher Genese, 8 an Hämoglobinpathien und 14 an "inborn errors". Die Überlebensrate aller Patienten nach einem Jahr liegt bei 49%.
*Weitaus weniger Abstoßungsreaktionen
Eine signifikante bessere Überlebenswahrscheinlichkeit zeigte sich bei Patienten, die von einem verwandten Spender transplantiert wurden (Einjahresüberleben = 70%). Weitere Variablen, die ein besseres Überleben aufwiesen, waren: Alter unter 6 Jahren, Gewicht unter 20 kg, Transplantation von mehr als 3,7 x 107 nukleierter Nabelschnurblutzellen/kg des Empfängers, HLA-Identität zwischen Spender und Empfänger sowie ein negativer Zytomegalievirusstatus des Empfängers.
Die hämatopoetische Rekonstitution nach Nabelschnurtransplantation ist verglichen mit anderen Stammzellressourcen verzögert.
Die Inzidenz von akuten und chronischen Graft-versus-host-Reaktionen ist gering, eine akute GVHD ( als Grad II) tritt bei Transplantation mit verwandten Spendern bei 15% und unverwandten Spendern bei 40% der Patienten auf.
In Österreich wurden bislang sechs Nabelschnurtransplantationen durchgeführt. Die Diagnosen waren aplastische Anämie (n=2), juvenile, chronisch-myelomonozytäre Leukämie (n=1), familiäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (n=2) sowie akute lymphatische Leukämie (n=1).
*Auch für Erwachsene eine Alternative
Drei dieser Patienten wurden mit Nabelschnurblut von verwandten Spendern und drei mit solchen von unverwandten Spendern transplantiert.
Drei Patienten überlebten. Um Nabelschnurblut als Stammzellressource auch für Erwachsene routinemäßig einzusetzen, sind national wie international zahlreiche Expansionsstudien mit gereinigten Nabelschnurblutstammzellen im Gange.
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