Es dauert zu lange, bis Nierenkranke die notwendige Therapie bekommen: "Nierenerkrankungen werden in der Regel erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt", kritisiert Univ.-Prof. Dr. Helmut Graf, Primarius an der Wiener Rudolfsstiftung, die Versorgung von Nierenpatienten in Österreich.
Die österreichische Gesellschaft für Nephrologie (Nierenheilkunde) will sich daher nun verstärkt um Verbesserungen bemühen.
Graf kritisiert, daß zwar Österreich einer aktuellen Studie zufolge im oberen europäischen Mittelfeld läge, doch auch die Effektivität der Behandlung von Nierenpatienten lasse zu wünschen übrig: Nicht nur die Dialyse, auch die begleitende Therapie werde zu spät begonnen.
Blutarmut nicht zufriedenstellend und zu teuer behandelt
Dialysepatienten leiden oft unter einem Mangel an roten Blutkörperchen. Die Gabe von Erythropoietin - ein für die Blutbildung wichtiges Protein - kann dieser Anämie zumindest teilweise abhelfen - und dennoch: Würde die Bedeutung von Eisen richtig eingeschätzt, könnte der Einsatz von Erythropoietin wesentlich seltener erfolgen.
Nierenspezialist Univ.-Prof. Walter Hörl vom Wiener AKH hebt hervor, daß nur bei etwa 20 Prozent der Dialysepatienten die Blutwerte zufriedenstellend seien. Die Experten betonen, daß eine optimale Einstellung von Ko-Faktoren wie Eisen auch kostensenkend bei der an sich recht teuren Nierenersatztherapie wirken könnte, denn pro Patient und Jahr müssen für Dialyse etwa 500.000.- und für Anämietherapie rund 80.000 Schilling aufgewandt werden.
Derzeit gibt es in Österreich etwa 2500 Dialyse-Patienten, die in 59 Dialysezentren und fünf Transplantationszentren versorgt werden.
Die Liste der Hauptursachen für Nierenversagen führt mit 33 Prozent Diabetes, gefolgt von 20 Prozent durch Bluthochdruck- oder Gefäßschäden bedingten Schädigungen der Niere an.
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