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Rauchen schadet Frauen mehr als Männern

07.10.1999

Schäden durch Rauchen wurden vorerst beim ersten "Kontaktorgan", der Lunge, beschrieben. Epidemiologische Untersuchungen ergaben bereits vor mehr als 2 Jahrzehnten, daß Raucher auch häufiger Erkrankungen des Herzkreislaufsystems aufweisen. Da als Risikofaktoren für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität quantitative Änderungen der Blutlipide gelten, befassen sich viele Studien mit der Fähigkeit des Rauches, Änderungen der Blutfette zu bewirken, die das atherogene Risiko bei Rauchern erhöhen.

*Verändertes Lipidprofil "Tatsächlich konnte vielfach nachgewiesen werden, daß Rauchen das Lipidprofil entscheidend negativ verändert. In einer Analyse von 54 Publikationen konnte bezüglich der Intensität des Rauchens eine positive Dosis-Wirkungsbeziehung für das Gesamtcholesterin, LDL, VDL und Triglyzeride, sowie eine inverse Korrelation für das kardioprotektive HDL und Apo AI festgestellt werden", so Doz. Dr. Mario Francesconi, Rehabilitations-zentrum Alland der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter, auf einem Presseseminar zum Thema "Frauen und Rauchen".

Studien, die auch oder ausschließlich Frauen analysiert haben, sind selten. Eine Kohortenuntersuchung an 805 Frauen mittleren Alters ergab nun, daß Raucherinnen -analog zu Rauchern -ein erhöhtes Cholesterin und ein niedriges HDL im Vergleich zu Nichtraucherinnen aufwiesen. In einer aktuellen Untersuchung an 12.000 Personen beiderlei Geschlechtes, der sog. FlNN-MARK-Study, konnte gezeigt werden, daß für rauchende Frauen das Myokardinfarktrisiko 6 mal höher (Männer: 4 mal höher) als für Nichtraucherinnen ist: Rauchen ist somit für Frauen ein größerer MCI-Risikofaktor als für Männer.

Rauchende Schwangere gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch das werdende Kind. Im Nabelschnurblut von Kindern rauchender Mütter konnte die typische atherogene Lipidkonstellation, wenn auch auf niedrigerem Niveau, festgestellt werden.

"Östrogengaben führen bei Frauen in der Postmenopause dosisabhängig zu einer Verbesserung des Lipidprofils mit Abnahme von Cholesterin und Zunahme von HDL. Dieser Effekt wird durch Rauchen massiv abgeschwächt", so Francesconi. "Nicht hormonsubstituierte postmenopausale Raucherinnen haben daher ein MCI-Risiko, das sich nicht von dem gleichaltriger Männer unterscheidet."

*Erhöhte Atherogenität Neuesten Studien zufolge bewirkt Rauchen neben quantitativen auch qualitative Veränderungen der Blutlipide, die ihre Atherogenität noch gefährlicher erscheinen läßt. So weisen Raucher hohe Konzentrationen von peroxi-Lipiden auf. Besonders das peroxi-LDL kann weniger schnell abgebaut werden und hat somit vermehrt Zeit, die Gefäßwand zu schädigen. Endothelzellen sind maßgeblich an der Umwandlung von LDL in peroxi-LDL beteiligt. Francesconi: "Besonders gefährlich ist das Rauchen für Diabetiker: Diese haben deformierte LDL-Partikel, sog. small-dense LDL, die zudem durch die erhöhten Blutzuckerwerte glykiert werden. Durch Anlagerung von Radikalen entstehen small-dense-glyko-peroxi-LDL, die als extrem gefäßwandschädigend gelten."

Nikotin vermag das sympathische Nervensystem zu stimulieren. Dies hat eine Reihe hormoneller und metabolischer Folgen. So konnte bei Raucherinnen eine signifikant höhere Tagesausscheidung von Katecholaminen nachgewiesen werden. Durch die gesteigerte sympathoadrenerge Stimulation steigert sich die Lipolyse, was zu einer verstärkten Bereitstellung von freien Fettsäuren führt. Diese werden vermehrt im Herzmuskel verbrannt, in der Folge steigt der myokardiale Sauerstoffbedarf. Dies kann im Falle einer KHK eine Ischämie-bedingte Herzmuskelschädigung verstärken.

"Schließlich werden bei Rauchern eben quantitativen und qualitativen Veränderungen der Blutfette sowie hormonellen Veränderungen auch solche im Gerinnungssystem beobachtet", erläutert Francesconi. "Allen voran steht die vermehrte Klebrigkeit der Blutplättchen, die sowohl für umschriebene atherosklerotische Veränderungen als auch für die allgemeine Thromboseneigung vor allem bei Raucherinnen, die die Pille einnehmen, von Bedeutung ist."

© medizin.at / ÄRZTEWOCHE

 

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