artikel nr: 3590

zurück zur übersicht
gesundheit | wissenschaft | hintergrund


Atherosklerose: Erfolg für Wiener Forscher

Wien (30-06-2005) Atherosklerose bezeichnet ein Krankheitsbild der Schlagadern, welches durch Gefäßverengung oder –verschluss zu klinischen Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Schaufensterkrankheit / Raucherbein führt. Atherosklerose ist somit die bei weitem am häufigsten zum Tode führende Erkrankung der westlichen Welt.

Die Ursache der Athersklerose ist weiterhin unklar und eine gezielte Behandlung damit derzeit nicht möglich. Viele Erkenntnisse der letzten Jahre weisen jedoch darauf hin, dass Atherosklerose nicht nur eine „Gefäßverkalkung“ ist, die durch Einlagerung von Cholesterin und anderen Fetten begünstigt wird, sondern dass ein Entzündungsprozess in der Gefäßwand eine entscheidende Rolle spielen könnte.

In diesem Zusammenhang wurd erkannt, dass es sich bei Atherosklerose um eine „Gefäßwandentzündung“ handelt. Folge der Entzündungsreaktion ist die Einwanderung von verschiedenen Zelltypen in die Gefäßwand (diese werden durch Entzündungssignalstoffe „angelockt“). Diese Zellen vermehren sich, verkalken, sterben ab und ziehen neuerlich Entzündungszellen an.

Ziel der Studien von Dr. Martin Schillinger, die in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Angiologie und Medizinische/ Chemische Labordiagnostik der Meduni Wien durchgeführt werden, ist es nun nachzuweisen, dass hohe entzündliche Aktivität gemessen an verschiedenen Laborwerten („Entzündungsparametern“) direkt mit dem Fortschreiten von Atherosklerose verbunden ist. Dies wurde zwar aus vielen früheren Studien indirekt geschlossen, doch wurde bisher der direkte Zusammenhang an einer großen Patientengruppe nicht gezeigt.

Dr. Martin Schillinger: „Wir hatten über ein Jahr bei über 1300 Patienten mit Ultraschall den Engstellengrad (Ausmaß der Atherosklerose) an den Halsschlagadern gemessen und gleichzeitig das Ausmaß der vorliegenden Entzündungsreaktion bei diesen Patienten anhand von „Entzündungsparametern“ im Venenblut bestimmt. Die Patienten wurden dann nach einem Intervall von 6 bis 9 Monaten nochmals untersucht, wiederum wurde der Engstellengrad der Halsschlagadern vermessen und die Entzündungswerte nochmals im Verlauf bestimmt. So konnten wir einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Gefäßentzündung und dem Fortschreiten der Erkrankung bestimmen.“ Es zeigte sich, dass Patienten mit hoher entzündlicher Aktivität auch ein hohes Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung haben.

Die Bedeutung dieser Beobachtung liegt einerseits in einer möglichen Verbesserung der Diagnostik und Risikoeinschätzung für diese Patienten: es geht jetzt einerseits darum den „idealen“ Marker (Entzündungsparameter in der Laboruntersuchung) zu identifizieren, mit dem man beim einzelnen Patienten das Risiko am verlässlichsten bestimmen kann.

Bis dato konnten allerdings nur 10 solcher Parameter entschlüsselt werden, was zahlreiche Folgearbeiten notwendig macht, um den am besten geeigneten Parameter zu bestimmen. Dennoch lassen diese Ergebnisse vermuten, dass Medikamente, die gezielt die Gefäßwandentzündung günstig beeinflussen, möglicherweise auch die Ausbreitung der Atherosklerose verhindern oder zumindest reduzieren könnten.

Rückfragehinweis:

Ao.Univ. Prof. Dr. Martin Schillinger Univ.-Klinik für Innere Medizin II Klinische Abteilung für Angiologie Währinger Gürtel 18-20 1090 Wien Tel.: +43 1 40 400 4671


© medizin.at / Universität Wien