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Posttraumatische Belastungsstörungen erkennen und behandeln

"Posttraumatische Belastungsstörungen", wie sie etwa nach Katastrophen auftreten, frühzeitig und richtig zu erkennen und entsprechend zu behandeln: Darum ging es auf einem Symposium des Schmerzzentrums der RUB am vergangenen Samstag, 13. März 2004, in den BG Kliniken Bergmannsheil.

Katastrophen wie das Zugunglück von Eschede produzieren unglückliche Helden: Viele Überlebende und Helfer können die entsetzlichen Eindrücke, die Bilder toter und sterbender Menschen nicht verarbeiten, manche leiden noch Jahre später darunter.

"Posttraumatische Belastungsstörung" (PTB) nennen Experten das Syndrom, das es den Betroffenen unmöglich macht, wie zuvor zu arbeiten und ihren normalen Alltag zu leben. Oft bleibt die Störung unerkannt und unbehandelt wie im Fall vieler Patienten mit chronischen Schmerzen. Allerdings wird die PTB in jüngster Zeit auch öfter fälschlicherweise diagnostiziert - sie ist gewissermaßen "in".

Informationen zu der problematischen Erkrankung tauschten Experten am 13. März 2004 bei einem Symposium aus, das das Schmerzzentrum der RUB in den BG-Kliniken Bergmannsheil mit Unterstützung des Landesverbandes Rheinland-Westfalen der gewerblichen Berufsgenossenschaften im Bergmannsheil (Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Hörsaal 1) veranstaltet hatte. Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann entstehen, wenn ein Mensch eine seelisch oder körperlich hoch bedrohliche Situation durchstehen muss. Das kann z. B. bei zivilen oder militärische Katastrophen, Unfällen und Gewalttaten vorkommen. Die Betroffenen leiden erheblich: "Ein Patient, der bei einem Unfall von einem ICE erfasst wurde, hört z. B. immer wieder das Geräusch der herannahenden Bahn oder träumt davon", berichtet Prof. Dr. Martin Tegenthoff (Neurologische Universitätsklinik, BG-Kliniken Bergmannsheil).

Und die psychischen Folgen ziehen körperliche nach sich. Körperliche Verletzungen infolge des Unfalls und andere Erkrankungen heilen schlechter, der Patient wirkt häufig übererregt und unkooperativ. "In den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, dass bei Patienten, die wegen chronischer Schmerzen in die Klinik eingewiesen werden, überzufällig häufig eine bisher unentdeckte PTB vorliegt", so Prof. Dr. Christoph Maier (Schmerzklinik der RUB, BG-Kliniken Bergmannsheil).

Unsicherheiten in der Diagnosestellung führen dazu, dass die Störung zunehmend auch Patienten bescheinigt wird, die an einer anderen psychischen Erkrankung leiden. "Nachdem die Erkrankung lange Zeit nicht adäquat berücksichtigt wurde, ist die Diagnose 'Posttraumatische Belastungsstörung' in letzter Zeit in Mode gekommen", erklärt Prof. Tegenthoff.

Ziel des Symposiums war es daher auch, Gutachter und Mitarbeiter der Berufsgenossenschaften in Sachen PTB zu schulen. Sie werden z. B. im Rahmen von Arbeitsunfällen und nachfolgenden Berentungsverfahren mit der Diagnose einer PTB konfrontiert.

Wird die Diagnose einer PTB von kompetenter Seite zutreffend gestellt, kann durch die Einleitung einer gezielten Therapie den Betroffenen wirksam geholfen werden. "Gerade bei Patienten mit chronischen Schmerzen wird diese Diagnose verschleppt, worunter dann auch die Schmerztherapie selbst leidet", so Prof. Maier.


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