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Kniearthrose: Vorteile der Bioprothese

Eine neue Studie der Münchener Alpha-Klinik bestätigt eindrucksvoll: Selbst bei schweren Kniearthrosen gibt es eine sinnvolle Behandlungsmethode, die so genannte Abrasionsarthroplastik.

Sie erspart auch bei vollständig zerstörten Gelenken Betroffenen ein künstliches Kniegelenk. Ergebnis der Untersuchung: Im Gegensatz zu Patienten mit künstlichen Kniegelenken - hier sinkt die Zufriedenheit der Betroffenen mit zunehmendem Zeitabstand zur Operation - weisen Patienten mit einer so genannten Bioprothese mit dem größten Zeitabstand die höchste Zufriedenheit auf.

"Entgegen der bis zum heutigen Tage bestehenden Lehrmeinung, verloren gegangene Knorpeloberflächen könnten nicht oder nur durch ein minderwertiges Gewebe ersetzt werden, kommt die Untersuchung zu einem gegensätzlichen Ergebnis", erläutert Dr. Jürgen Toft, Chefarzt der Alpha Klinik in München.

Im Rahmen einer Patientenbefragung untersucht die kürzlich abgeschlossene Studie die Zufriedenheit von 470 in der Alpha Klinik operierten Kniepatienten nach einer so genannten Abrasion mit Umstellungsosteotomie. Gegenüberstellend analysiert sie die Fragebogenergebnisse eines Nachbeobachtungszeitraums von bis zu 15 Jahren mit vergleichbaren, in der Literatur dokumentierten Ergebnissen bei Patienten mit künstlichem Kniegelenk. Alle befragten Patienten litten an Knorpelschäden dritten und vierten Grades, 34 davon an beiden Kniegelenken.

Als weltweit erfahrenster Operateur im Bereich der gelenkerhaltenden Arthrosechirurgie dokumentiert der Kniespezialist bereits seit fast 20 Jahren anhand einer Vielzahl von Bilddokumenten eindeutig, was nun die aktuellen Forschungsresultate wissenschaftlich stützt: Ersatzknorpelgewebe wächst nach entsprechender Vorbehandlung tatsächlich nach und übernimmt Jahre nach dem Eingriff erfolgreich die Funktion des natürlichen Gelenkknorpels.

Knochenstimulierende Technik, die Abrasionsarthroplastik, leitete eine Revolution in der Geschichte der Gelenkchirurgie ein. Hier ersetzt eine Bioprothese die zerstörten Knorpeloberflächen. Unter Vollnarkose entfernt der Mediziner mit einem Hochfrequenzfräser eine dünne Knochenschicht innerhalb des Gelenks, bis die darunterliegende Schicht zu bluten beginnt. Auf diese Weise setzt der Selbstheilungsprozess ein und erzeugt eigenes Reparaturgewebe.

Durch Überwachsen der beschädigten Knorpelstellen oder bereits freiliegenden Knochenflächen mit diesem Gewebe entsteht eine Ersatzknorpelschicht, die funktionell hochwertig und annähernd so belastbar ist wie die natürliche Schicht. Mit dieser Technik und der Beseitigung störender mechanischer Faktoren wie Achsfehlstellungen des Beines oder Bandinstabilitäten – also den Ursachen für einen übermäßigen Knorpelverlust – therapieren Ärzte selbst fortgeschrittene Verschleißerscheinungen hervorragend.

"Wir fangen dort an, wo andere Therapeuten und Ärzte aufhören", erklärt Kniespezialist Toft, der mit mehr als 4.000 behandelten Patienten auf dem Gebiet der gelenkerhaltenden Arthrosechirurgie zu den Vorreitern zählt. Gerade jungen und sportlich aktiven Patienten schenkt er mit der innovativen Methode der Biochirurgie neue Hoffnung.

"Normalerweise glätten Chirurgen hier nur den kaputten Knorpel und spülen kleine Störfaktoren aus, ohne aber das Grundproblem, den Knorpelschaden, zu beheben." Langfristiges Abfinden mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bis zum Erhalt eines künstlichen Kniegelenks gehört damit der Vergangenheit an.


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