artikel nr: 3550

zurück zur übersicht
gesundheit | wissenschaft | hintergrund


Rheuma: (K)ein Grund zum Lachen?

Lachen ist gesund und verbessert Stimmung und Lebensqualität - auch bei chronischen Schmerzpatienten. Von allen gesundheitlichen Wirkungen, die dem Lachen zugeschrieben werden, sind Wirkungen auf die Schmerzwahrnehmung und Schmerzempfindlichkeit bisher am besten wissenschaftlich bewiesen.

Auch die positive Wirkung bei Rheumapatienten konnte in gut kontrollierten wissenschaftlichen Studien belegt werden (1,2). Beim Lachen werden entzündungshemmende Hormone - wie Adrenalin und Noradrenalin - ausgeschüttet. Außerdem werden die schmerzlindernden Substanzen Endorphine und Enkephaline (Neuropeptide) verstärkt erzeugt und die Anzahl und Aktivität natürlicher Killerzellen steigt.

Das Zwerchfell vibriert, der Puls steigt an, die Pupillen weiten sich, der Atem wird mit rund 100 km/h aus dem Mund geblasen und insgesamt 17 Gesichtsmuskeln sind in Aktion. Ein einziger Lacher dauert in der Regel zwei Sekunden und sieben schnelle Hahahas. Männer lachen mit etwa 280 Schwingungen pro Sekunde, Frauen kommen auf bis zu 500. Nach etwa zehn bis fünfzehn Sekunden tritt ein leichter Erschöpfungszustand auf.

Es ist unbestritten, dass Humor eine Medizin ohne Risiken und Nebenwirkungen ist. Zudem ist sie zweifellos die einfachste, am leichtesten zu erlernende und lustigste Methode der Schmerzbewältigung.

"Für den Behandlungserfolg ist es wesentlich, die Krankheit akzeptieren zu lernen und eine positive Lebenseinstellung zu erhalten oder wieder zu finden", so der Rheumatologe Prim. Dr. Burkhard Leeb. Eine große Hilfe kann dabei eine Selbsthilfegruppe der Österreichischen Rheumaliga (www.rheumaliga.at) sein.

"Eine gute Gesprächsbasis und positive Beziehung zwischen Arzt und Patient, die auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt beruht, ist eine weitere Komponente, die mitentscheidend für den Therapieerfolg ist. Der Arzt sollte vom alleinverantwortlichen Medizinexperten zum Berater und Therapeuten werden und der Patient vom passiven Rezeptempfänger zum aktiven Partner des Arztes, der sich selbst am Therapiegeschehen beteiligt und auch zu Mitteln der Selbsthilfe greift."

Patient David Cameron: "Krankheit als Chance" Einer der Patienten von Leeb ist der Schauspieler, Regisseur und Autor David Cameron. Der gebürtige Brite leidet an rheumatoider Arthritis - und geht bewundernswert damit um.

Er steht oft im Rampenlicht der Öffentlichkeit, wo es ihm auch kaum möglich ist, körperliche Veränderungen, wie z.B. die Deformierungen seiner Hände und seiner Füße, zu verstecken. Begonnen hat es damit, dass er auf der Bühne seine physische Kraft demonstrieren und einen Gegenspieler am Revers seiner Jacke von einer Seite der Bühne auf die andere tragen musste.

Eines Tages schmerzten dabei seine Hände derartig, dass er diese Szene nicht mehr spielen konnte. Kurz darauf begannen die Schmerzen durch den Körper zu wandern, vom Nacken in die Arme, in die Finger und in die Füße. Deformierungen vor allem an den Füßen machten ihm das Leben schwer. Um überhaupt Schuhe anziehen zu können, wurden ihm Zehen amputiert.

Er trat seine Knochen derart durch, dass er blutige Fußsohlen hatte und nur mehr in Patschen gehen konnte. Inzwischen ist Cameron bei Prim. Leeb in Behandlung und es geht ihm dank der guten Behandlung und Betreuung gut.

Cameron sieht seine Krankheit als Chance: "Ich glaube, dass uns manches geschickt wird, um Sachen zurecht zu biegen, die man in der Vergangenheit falsch gemacht hat. Natürlich wird man manchmal pessimistisch. Aber bis jetzt habe ich mich immer drauf verlassen, dass das kleine Licht am Ende des Tunnels größer wird. Es liegt wahnsinnig viel an einem selbst. Wenn man klein beigibt und sich verkriecht, kann es nur schlechter werden. "

450 Krankheiten, 1 Leitsymptom
Rheuma ist mit erheblichen Einschränkungen des persönlichen Lebens und der Lebensqualität verbunden. Über 2 Millionen Österreicher leiden an schmerzhaften Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates; Junge wie Alte, Männer wie Frauen.

"Hinter den Symptomen von Gelenksentzündungen, -verschleiß und -abnützung stehen mehr als 450 verschiedene Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Dazu zählen Arthrose und Arthritis genauso wie Fibromyalgie oder Morbus Bechterew", erklärt Prim. Univ.Doz. Dr. Attila Dunky, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Vorstandsmitglied der Österreichschen Rheumaliga. "So unterschiedlich die Ausprägungen von Rheuma sind, eines haben sie alle gemeinsam: andauernde, starke Schmerzen."


© medizin.at / IKP