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"Niemand auf der Welt hat Lungenkrebs verdient"

Samstag, der 1. November, ist der erste Tag des zum dritten Male stattfindenden internationalen Aktionsmonats Lungenkrebs. Lungenkrebs ist ein großes öffentliches Gesundheitsproblem. Weltweit ist es die häufigste tödliche Krebsart, die mehr Opfer als Brust-, Prostata- oder Darmkrebs zusammen fordert. Dennoch gilt Lungenkrebs häufig als "Sorgenkind", da weniger Behandlungsmöglichkeiten und Mittel als für viele andere verbreitete Krebsarten zur Verfügung stehen.

"In diesem Jahr lautet das Thema des Aktionsmonats ,Niemand auf der Welt hat Lungenkrebs verdient'", erklärt Dr. Jesme Baird, Leiter Patientenversorgung der Roy Castle Lung Cancer Foundation in Großbritannien.

"Da die Krankheit erst in einem späten Stadium erkannt wird, die Überlebenschancen schlecht sind und es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten gibt, ist Lungenkrebs für die Patienten eine besonders verheerende und emotionale Krankheit, mit der sie klar kommen müssen.

Die Einstellungen zu Lungenkrebs sind meist negativ. Zudem ist Lungenkrebs mit Stigmata behaftet, was sich indirekt auf die staatlichen Gelder, die Ressourcen und die Art, wie die Betroffenen ihre Krankheit wahrnehmen, auswirkt. Raucher haben häufig das Gefühl, dass sie ihre Krankheit selbst verschuldet haben.

Wir sollten den Menschen jedoch nicht vorwerfen, dass sie rauchen; schließlich wissen wir, wie schwer es ist aufzuhören, wenn man einmal süchtig ist. Lungenkrebs ist eine heimtückische und quälende Krankheit für den Patienten - Ärzte weisen darauf hin, dass Lungenkrebs ein ,Sorgenkind' ist und die Erforschung dieser Krankheit nicht genügend Mittel erhält:

Das mit Lungenkrebs verbundene Stigma zieht sich durch alle Facetten der Gesellschaft. Einer vor kurzem beim Weltkongress für Lungenkrebs durchgeführten Umfrage zufolge wiesen Lungenkrebsspezialisten darauf hin, dass für Lungenkrebs weniger Mittel zur Verfügung gestellt werden als für andere weit verbreitete Krebsformen - obwohl Lungenkrebs die Krebstodesursache Nummer eins ist.

Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Ärzte, die an der Umfrage teilgenommen haben, waren der Ansicht, dass für Lungenkrebs derzeit weniger staatliche Mittel als für andere weit verbreitete Krebsformen ausgegeben werden. Eine ähnlich große Zahl (77 Prozent) meinte, dass Regierungen momentan mehr Gelder für weniger schwere Krankheiten als Lungenkrebs zur Verfügung stellen. An der Umfrage nahmen mehr als 200 Ärzte aus 35 Ländern der ganzen Welt teil.

"Die Umfrage zeigt, dass auf dem Lungenkrebsgebiet arbeitende Ärzte der Ansicht sind, dass die Krankheit in der Finanzierung der Krebsforschung auf der ganzen Welt als das ,Sorgenkind' behandelt wird", so Dr. Matthew Peters von der Australian Lung Foundation. "Es werden mehr Gelder benötigt, um sicherzustellen, dass Lungenkrebspatienten die gleiche Pflegequalität erhalten wie andere Krebspatienten." Er wies darauf hin, dass jedes Jahr mehr als eine Million Menschen weltweit an Lungenkrebs sterben und dass Lungenkrebs in den meisten Ländern die häufigste Krebs-Todesursache ist(1). Allgemeine öffentliche Einstellung und Verständnis für Lungenkrebs müssen verbessert werden

Weitere Umfrageergebnisse zeigten die schweren Auswirkungen der derzeit negativen Einstellungen zu Lungenkrebs. Knapp drei Viertel (71 Prozent) der befragten Ärzte gaben an, dass viele Menschen den Arztbesuch aufschieben, weil sie Angst vor einer Lungenkrebsdiagnose haben. Das weit verbreitete Stigma, mit dem Lungenkrebs behaftet ist - die Krankheit gilt als durch Rauchen selbst verschuldet - verschlimmert die Situation sogar noch. Zwei Drittel der Befragten waren der Ansicht, dass Menschen eher Hilfe aufsuchen würden, wenn es dieses Stigma nicht geben würde.

Darüber hinaus zeigte eine getrennt durchgeführte Forschungsstudie, dass Lungenkrebs in den Medien selten angesprochen wird. Über andere häufige Krebsformen, wie z. B. Brustkrebs, wird viermal häufiger als über Lungenkrebs geschrieben(2).

Die Global Lung Cancer Coalition (GLCC) weist darauf hin, dass die negative Einstellung zu Lungenkrebs in den Medien und in der Öffentlichkeit im Allgemeinen dazu führt, dass die Öffentlichkeit schlecht über Lungenkrebssymptome informiert ist - dies zeigt sich, wenn die Betroffenen zur Diagnose zum Arzt gehen -, und sich schließlich auf die zur Verfügung gestellten staatlichen Gelder und das Engagement, diese verheerende Krankheit zu bekämpfen, auswirkt.

Lungenkrebs ist - wenn er frühzeitig erkannt wird - viel leichter zu behandeln und potenziell heilbar(3). Durch ein besseres öffentliches Verständnis für Lungenkrebs und die Krankheitssymptome könnten die Krankheit früh erkannt und Menschenleben gerettet werden.

"Wir hoffen, dass der Aktionsmonat Lungenkrebs einige der negativen Einstellungen zu Lungenkrebs in Frage stellen und die Menschen dazu anregen wird, mehr über diese Krankheit und ihre Präventionsmöglichkeiten herauszufinden. Es ist an der Zeit, dass die Lungenkrebsforschung die Mittel und Unterstützung erhält, die eine solche weit verbreitete und verheerende Krankheit verdient", so Dr. Baird.

Die Global Lung Cancer Coalition (GLCC) - die weltweit erste internationale Koalition von Lungenkrebs-Patientenorganisationen - führte den Aktionsmonat Lungenkrebs ein, um weltweit das Bewusstsein für Lungenkrebs zu schärfen, Menschen über die Symptome aufzuklären und die vielen fälschlichen Annahmen und Stigmata in Verbindung mit Lungenkrebs in Frage zu stellen.

Redaktionelle Hinweise:

An der Umfrage nahmen 205 Ärzte teile, die willkürlich unter den Delegierten des Weltkongresses für Lungenkrebs ausgewählt wurden und schätzungsweise 10 Prozent aller Kongressteilnehmer ausmachten. Die an der Umfrage teilgenommenen Ärzte kamen aus 35 Ländern: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Chile, China, Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Holland, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Japan, Korea, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Portugal, Russland, Spanien, Schweden, die Schweiz, Taiwan, Thailand, Tunesien, Türkei, Vereinigte Arabische Emirate, GB und die USA.

Die Umfrage wurde freundlicherweise von AstraZeneca im Sinne eines "Unrestricted Educational Grant" unterstützt.

Für weitere Informationen über GLCC besuchen Sie bitte unsere Website unter: www.lungcancercoalition.org

Literatur:

1. Ferlay J, Bray F, Parkin DM, Pisani P (2001). Globocan 2000: Cancer Incidence and Mortality Worldwide (IARC Cancer Bases No. 5), Lyon, IARCPress

2. Blum, D. et al. ASCO 2001; abstract 1001

3. Strauss, GM. Lung Cancer Screening and Randomized Population Trials, International Conference on Prevention and Early Diagnosis of Lung Cancer, Varese, Italy Dec. 9, 10, 1998: 57-97.


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