Neurodermitis: Juckreiz kann gestoppt werden
Viele Hauterkrankungen, wie etwa Neurodermitis, äußern sich in erster Linie durch extrem starken Juckreiz. Unvermeidliches Kratzen verstärkt ihn und verwundet die Haut noch mehr. Dadurch haben Bakterien und andere Reizstoffe leichtes Spiel in die verletzte Haut einzudringen und starke Infektionen und Entzündungen hervorzurufen. Durch spezielle Hautpflege, innovative Salben und einer neu entwickelten antimikrobiellen Seide kann dieser Verlauf weitgehend verhindert werden.
Sie hat eine Fläche von 2 Quadratmetern und ist 10 Kilogramm schwer: unser größtes Organ Haut. Sie ist Beschützerin, Botschafterin und lässt uns Berührung, Temperatur, Jucken, Schmerz und Lust wahrnehmen. Sie reagiert auf hormonelle Veränderungen, korrespondiert ständig mit dem Gehirn, kommuniziert durch Erblassen, Erröten, “Gänsehaut" etc. Gefühle nach außen und wird deshalb auch häufig als “Spiegel der Seele" bezeichnet. Man kann sich in ihr “pudelwohl" fühlen - oder aufgrund von Juckreiz schier aus ihr herausfahren, wie das etwa bei der atopischen Dermatitis, besser bekannt als Neurodermitis, der Fall ist.
Ein Viertel der Bevölkerung leidet irgendwann einmal im Leben an dieser häufigsten Form von Hauterkrankungen. Der Krankheitsverlauf ist individuell unterschiedlich und lässt sich kaum vorhersagen. Fast immer tritt die Überempfindlichkeit der Haut im Kindesalter noch vor dem ersten Geburtstag auf. In vielen Fällen bessern sich die Symptome im Laufe des Älterwerdens; manchmal verschwinden sie sogar vollständig.
“Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung bedeutet für die Betroffenen und deren Familien eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität. Die Hautveränderungen - nässende rote Flecken, Verkrustungen, Risse und Schuppen - sind auffallend und führen häufig zu psycho-sozialen Problemen. Der quälende Juckreiz verursacht Schlaflosigkeit und somit Konzentrationsstörungen tagsüber. Kratzattacken verletzen die Haut und machen sie noch empfindsamer gegenüber Schweiß, Kunstfasern, Viskose und Wolle. Weiters können Mikroorganismen leichter eindringen und Infektionen verursachen", beschreibt Univ.Prof. Dr. Norbert Reider, Leiter der Allergieambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie in Innsbruck die Leiden seiner PatientInnen.
Seide stoppt Hautreizungen
Zusätzlich zu Pflegemaßnahmen wie milde Feuchtigkeitssalben, rückfettende Cremes und Badezusätze ist bequeme, reizstoffarme Kleidung enorm wichtig für die Linderung der Beschwerden und das tägliche Wohlbefinden. Seide wird von Menschen mit Hauterkrankungen als besonders angenehmes Gewebe empfunden. Sie kratzt nicht, sondern ist geschmeidig und hat zusätzlich eine angenehm kühlende Wirkung, die den Juckreiz lindert.
Italienische Wissenschafter haben diesen Effekt weiter entwickelt und Seide mit der antimikrobiellen Substanz "Aegis" veredelt, die seit über 20 Jahren in der Medizin zum Einsatz kommt (in OP-Kitteln, Steriltücher etc. enthalten). Reider erklärt: “Das neue Gewebe DermaSilk* funktioniert auf einem elektrischen Prinzip, ohne Beimengung von Chemikalien: Mikroorganismen werden wie von einem Magnet angezogen und durch Spaltung der Zellmembrane zerstört. Infektionen können innerhalb kurzer Zeit verhindert bzw. verbessert, Krankheitsschübe gemildert werden."
Die Seide ist in Form von Unterwäsche, Socken, Handschuhe und Pyjamas erhältlich und kann auch bei Akne, Diabetes- und Schweißfüßen, Candida, etc. helfen (Bezugsquellen siehe unten).
Kortisonfrei behandeln
Die medikamentöse Therapie der Neurodermitis besteht meist aus Antihistaminika zum Stillen des Juckreizes, mit Antibiotika werden die Infektionen bekämpft und Kortison stoppt die Entzündung. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Hautverdünnung, erhöhter Verletzlichkeit und Anfälligkeit für Hautinfektionen darf Kortison nur kurze Zeit angewendet werden. “Mit den neuen Immunmodulatoren (z.B. Tacrolimus-Salbe** oder Pimecrolimus-Creme) steht uns eine neue Gruppe von Medikamenten zur Verfügung, die in vielen Fällen Kortison einsparen oder ersetzen können", so der Dermatologe. "Mit diesen Substanzen können sowohl Erwachsene als auch Kinder ab 2 Jahren erfolgreich behandelt werden".
Weitere Tipps für Neurodermitiker:
*Duschen oder Baden mit rückfettenden Präparaten, denn der Säureschutzmantel der Haut wird durch das lange Weiken in der Wanne angegriffen.
* Nicht zu heiß (unter 32°C) und zu lange (5-10 min) duschen/baden.
* Tupfen Sie sich mit dem Handtuch ab und vermeiden Sie Reiben.
* Machen Sie Urlaub in den Bergen oder am Meer. Ein Klimawechsel tut oft gut.
* Intensive Sonnenbäder, Schwitzen und chlorhältiges Wasser meiden.
* Kurze Fingernägel der Kinder verhindern zu starkes Aufkratzen.
* Lüften Sie regelmäßig. Die Raumluft ist speziell im Winter oft viel zu trocken.
Informationen
Zum Thema Allergenvermeidung, Neurodermitis und der neuen Seide DermaSilk (Informationsbroschüre und Bezugsquellen) gibt's unter: www.allergenvermeidung.org (Informationsplattform der IGAV - Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung)
Zur kortisonfreien Salbe finden Sie unter: www.hautgesundheit.at
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