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Sommerhitze: Trinken schützt vor Nierenschäden

Der Sommer hat seinen Höhepunkt erreicht! Die Hitze wurde von manchen heiß ersehnt, von anderen ist sie schwer zu ertragen. „Dabei erleidet unser Körper einen großen Flüssigkeitsverlust. Wichtig ist daher, ausreichend zu trinken. Am besten 2 – 3 Liter pro Tag - beim Sport noch mehr! Empfohlen werden Mineralwasser oder isotonische Durstlöscher.

Wenn der Körper zuviel Flüssigkeit verliert, kann es zum Nierenversagen kommen.“ mahnt Univ. Prof. Dr. Erich Pohanka, Leiter der Dialysestation am AKH Wien. Der Nierenexperte warnt vor irreparablen Schäden: „Besonders gefährdet sind Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder anderen Krankheiten, bei denen die Nieren einen Vorschaden haben können.“

Ganz unkritisch darf aber auch nicht jeder große Mengen trinken. „Vorsicht ist andererseits geboten bei herzkranken Menschen mit der Neigung zur Ansammlung von Wasser im Gewebe. Das betrifft Patienten, die auch gelegentlich Entwässerungsmittel einnehmen müssen“.

Nieren – die Organe im Hintergrund:
Jeder Mensch hat zwei Nieren, die dazu dienen, das Blut zu reinigen und den Körper zu entgiften. Daher sind die Nieren mit einer Durchflussrate von 1 Liter/Minute stärker durchblutet als das Gehirn, das Herz oder die Leber. Nicht benötigte Substanzen und Flüssigkeiten werden mit dem Harn ausgeschieden. Vor allem Stickstoffverbindungen werden von den Nieren „entsorgt“. Die Nieren produzieren aber auch das wichtige blutbildende Hormon Erythropoetin und aktivieren Vitamin D, das für den Knochenstoffwechsel wichtig ist.

Was uns an die Nieren geht – Risikofaktoren für Nierenerkrankungen:
Bestimmte Entzündungen (Nephritis, Arthritis, Harnwegsinfekte, Tuberkulose etc.) können die Nieren schädigen. Je nach Schweregrad verursacht Bluthochdruck ein bis zu 22fach erhöhtes Risiko für Nierenversagen. Das Hauptrisiko für Nierenerkrankungen ist Diabetes. Nach 25 Jahren hat jeder 2. Diabetiker, unabhängig, ob Typ 1 oder Typ 2, Nierenschäden. Besonders gefährdet sind Diabetiker mit schlecht eingestelltem Blutzuckerspiegel
erhöhtem Blutdruck
Nierenerkrankungen in der Familie
erhöhten Blutfetten
zu hohem Eiweißkonsum (Fleisch)
sowie Raucher.

Auch bestimmte Schmerzmittel (Phenazetin. und sogenannte Mischpräparate) können zu Nierenerkrankungen führen.

Täglicher Nierenschutz – so schonen Sie Ihre Nieren:

Ausreichende Trinkmenge: Bei großer Hitze droht unter 1 Liter pro Tag ein akutes Nierenversagen! Deshalb ist gerade im Sommer darauf zu achten, genug zu trinken (2 – 3 Liter). Bei körperlicher Schwerarbeit und bei Leistungssport können auch noch größere Trinkmengen nötig sein. Isotonische Durstlöscher können die durch den Schweiß verlorenen Mineralstoffe und Spurenelemente ersetzen. Alkohol sollte nur in kleinen Mengen und keineswegs als Durstlöscher genossen werden! Regelmäßige Bewegung wirkt den Hauptrisikofaktoren (Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfette) entgegen und wirkt außerdem wie ein leichtes Antidepressivum.

Schon 30 Minuten leichter Ausdauersport (Laufen, Rad fahren, Schwimmen) 3x pro Woche genügen! Je nach Kondition und Alter wirken sich auch rasches oder gemächliches Spazieren gehen positiv auf Geist und Körper aus (Stressabbau!). Nikotinverzicht – unumstritten ist mittlerweile die gesundheitsgefährdende Wirkung des Zigarettenrauchs. Jeder 2. Raucher stirbt an den Folgen seiner Sucht, dazu zählt auch die enorme Erhöhung der Gefahr von Nierenerkrankungen bei Patienten mit Diabetes, aber auch mit Bluthochdruck.

Richtige Ernährung: Wir nehmen mehr Kalorien zu uns und bewegen uns weniger als unsere Vorfahren. Weniger Fleisch, weniger tierisches Fett, mehr ungesättigte Fettsäuren (Olivenöl, Maiskeimöl, Sonnenblumenöl, Distelöl, etc.), weniger Kochsalz und ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, weniger Alkohol) schonen die Nieren und tun dem ganzen Körper gut. Jedes Kilogramm Übergewicht belastet seelisch und gesundheitlich!

Gesund auf Herz und Nieren? Wie erkennt man Nierenerkrankungen?
Erkrankungen der Nieren beginnen meist schleichend ohne äußere Anzeichen. Spuren von Blut oder Eiweiß (Albumin) im Harn deuten darauf hin, dass etwas mit den Nieren nicht in Ordnung ist. Übelkeit, Erbrechen, Blutarmut (Anämie) – erkennbar an der blassen Hautfarbe - oder Wasseransammlungen im Gewebe, v.a. in den Beinen (Ödeme) können auf eine Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium hindeuten. Im Zweifelsfall sollte ein Spezialist (Nephrologe – Nierenarzt) konsultiert werden, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können.

Medizinische Hilfe bei Nierenerkrankungen
Funktionelle Störungen müssen von den echten Erkrankungen der Nieren unterschieden werden. Erstere sind oft schon durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu beseitigen, was durch gesteigerte Trinkmengen oder mit Infusionen erreicht werden kann. Manchmal muss ein schädigende Ursache beseitigt werden, das kann auch ein „nephrotoxisches“ Medikament sein. Bei den Erkrankungen der Nieren können diese allein betroffen sein (Nephritis) oder sie sind im Rahmen einer Systemerkrankung mitbeteiligt, die den ganzen Körper betrifft. In jedem Fall geht es darum, die Ursache der Erkrankung zu behandeln (z.B. den Diabetes). Oft ist es nötig durch histologische Untersuchung einer Gewebsprobe zu einer eindeutigen Diagnose zu kommen. Zur Behandlung werden auch immunsuppressive Medikamente eingesetzt (z.B: Kortison). Wenn der Verlauf einer Erkrankung chronisch wird, d.h. wenn es zu einer langsam schleichenden Verschlechterung kommt, kann diese im Verlauf zumindest verzögert werden. Prof. Pohanka ist überzeugt: „Die richtige Ernährung und eine gute Blutdruckeinstellung sind entscheidendend um den Beginn einer Nierenersatztherapie hinauszuzögern!“ Die Nieren können das für die Bildung der roten Blutkörperchen wichtige Hormon Erythropoetin nicht mehr bilden – es muss künstlich ersetzt werden. Seit einiger Zeit gibt es ein neues Präparat, das durch eine verbesserte und verlängerte Wirkungsdauer die Lebensqualität von Patienten mit renaler Anämie deutlich anhebt.

Foto: Prof. Erich Pohanka, Abteilung für Nephrologie und Dialyse (Universitätsklinik für Innere Medizin III) am AKH Wien. Fischill PR 01/ 408 68 24-11 (06.08.2003)


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