artikel nr: 3487

zurück zur übersicht
gesundheit | wissenschaft | hintergrund


Krebszellen: Wie sie dem Immunsystem -noch- entgehen...

Derutsche Forscher konnten jüngst jene Erkenungsmerkmale identifizieren, die dem Immunsystem zur selektiven Bekämpfung von Krebszellen dienen: Es sind dies die sogenannten MIC- und ULBP-Moleküle, die auf Tumorzellen, nicht aber auf gesunden Körperzellen anzutreffen sind. Doch Krebszellen können diese Kennzeichung - noch - abwerfen und sich damit schützen...

Der seit 1994 von der Universität Ulm jährlich vergebene Franziska-Kolb-Preis für Leukämieforschung wird in diesem Jahr an Dr. med. Helmut Salih von der Medizinischen Klinik II und Dr. rer. nat. Alexander Steinle vom Interfakultären Institut für Zellbiologie/Abteilung Immunologie der Universität Tübingen verliehen.

Die Wissenschafter erhalten diese mit insgesamt 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre Arbeiten über Eiweiß-Moleküle, die dem Immunsystem als Erkennungsmerkmale für Krebszellen dienen. Die Preisträger begründeten bei mehrjährigen Forschungsaufenthalten in den USA eine enge Kooperation zwischen klinischer und grundlagenorientierter immunologischer Krebsforschung, um den molekularen Grundlagen der Immunabwehr von Tumoren nachzugehen.

Bisher ist umstritten, inwieweit das körpereigene Immunsystem in der Lage ist, uns vor Tumorzellen zu schützen, denn dazu müßte es diese Tumorzellen von normalen Körperzellen unterscheiden können. Die kürzliche Entdeckung der sogenannten MIC- und ULBP-Moleküle, die auf Tumorzellen, nicht aber auf gesunden Körperzellen anzutreffen sind, zeigt nun eine Möglichkeit hierfür auf. Werden Tumorzellen mittels dieser molekularen "Tumoretiketten" von der Immunabwehr erkannt, führt dies zu ihrer Zerstörung.

Steinle und Salih konnten nach Herstellung von monoklonalen Antikörpern zum Nachweis der MIC- und ULBP-Moleküle zeigen, daß viele Leukämiezellen diese Tumoretiketten tragen und infolgedessen von den Killerzellen der Immunabwehr identifiziert und vernichtet werden. Sie konnten jedoch auch nachweisen, daß Tumorzellen gegebenenfalls diese Etiketten abwerfen und so der Erkennung durch Killerzellen entgehen (veröffentlicht in "Blood", 24. 4.2003).

Derzeit arbeiten die beiden Forscher gemeinsam daran, den Nachweis dieser immunologischen Tumormarker im Blut für die Früherkennung und Prognose von Krebserkrankungen zu nutzen. Auch gehen sie den molekularen Details des Abwurfs der Tumoretiketten nach mit dem Ziel, Wege zu finden, wie dieser Abwurf verhindert werden kann, um das Feindbild Krebszelle für das Immunsystem optimal zu konturieren.


© medizin.at