Erbgut eines krebserregenden Bakteriums entschlüsselt
Forscher aus Würzburg haben gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen und in Kooperation mit Biotechnologie-Firmen das komplette Erbgut des krebserregenden Bakteriums Helicobacter hepaticus entschlüsselt. Die Publikation, in der sie die Analyse der Genomsequenz vorstellen, erscheint diese Woche in "Proceedings of the National Academy of Sciences USA".
Das untersuchte Bakterium ruft bei Mäusen Leberentzündungen und
Leberkrebs hervor. "Da jetzt sowohl sein Erbgut als auch das der Maus
vollständig bekannt sind, können wir nun systematisch die Ursachen für
die krebsauslösenden Fähigkeiten des Erregers untersuchen", sagt der
Würzburger Forscher Prof. Dr. Sebastian Suerbaum, der das Projekt
geleitet hat.
Diese Forschungen sind auch deshalb von Bedeutung, weil das Bakterium
sehr eng mit " Helicobacter pylori verwandt ist, dem zweithäufigsten
Krankheitserreger beim Menschen: Eine Infektion mit ihm erhöht das
Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Im Erbgut des Bakteriums, das die
Mäuse befällt, haben die Forscher außerdem eine neue
Pathogenitätsinsel entdeckt. Darunter verstehen sie eine Gruppierung
von Genen, die wahrscheinlich an der Krankheitsentstehung mitwirken.
An diesem Forschungserfolg waren neben den Wissenschaftlern vom
Würzburger Institut für Hygiene und Mikrobiologie und vom
Massachusetts Institute of Technology (USA) die Firma MWG Biotech AG
(Ebersberg) und das Schweizer Bioinformatik-Unternehmen GeneData
beteiligt.
"Ohne das erhebliche Engagement der Firmen wäre dieses Projekt nicht
realisierbar gewesen. Die Kooperation hat unser Expertenwissen über
krankheitserregende Helicobacter-Arten mit der industriellen Kompetenz
in Sachen Hochdurchsatz-Sequenzierung und Bioinformatik
zusammengebracht und war dadurch außerordentlich fruchtbar", betont
Prof. Suerbaum. "Wir hoffen, dass solche Formen der Zusammenarbeit
Schule machen, weil sie sowohl für die universitären Partner als auch
für die Unternehmen von großem Vorteil sein können."
S. Suerbaum, C. Josenhans, T. Sterzenbach, B. Drescher, P. Brandt, M.
Bell, M. Dröge, B. Fartmann, Z. Ge, A. Hörster, R. Holland, K. Klein,
J. König, L. Macko, G. L. Mendz, G. Nyakatura, D. B. Schauer, Z. Shen,
J. Weber, M. Frosch und J. G. Fox.
"The complete genome sequence of the carcinogenic bacterium
Helicobacter hepaticus"
"Proceedings of the National Academy of Sciences USA" (PNAS) vom 24.
Juni 2003
© medizin.at