Schlaganfall: Neue Hoffnung dank Vampirfledermäusen
Wissenschaftler der Monash Univeristy in Australien haben entdeckt, dass ein Enzym, das ursprünglich Bestandteil des Speichels von Vampirfledermäusen ist, eine effektivere Auflösung von Blutgerinnseln im Gehirn von Schlaganfall-Patienten bewirkt als bisherige Behandlungsmethoden.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Enzym, genannt Desmodus
Rotundus Salivary Plasminogen Activator (DSPA), dreimal länger bei der
Auflösung von Blutgerinnseln im Gehirn Anwendung finden kann, als das
bisher bei der Behandlung eingesetzte Tissue Plasminogen Activator
(t-PA).
Laut Dr. Rob Medcalf, Senior Research Fellow im Department of Medicine
der Monash University, haben Studien an Mäusen angedeutet, dass das
Enzym der Vampirfledermäuse bis zu neun Stunden nach einem
ischämischen Schlaganfall zur Auflösung von Blutgerinnseln verwendet
werden kann, ohne dabei das Risiko von Hirnschädigungen zu erhöhen.
Ischämische Schlaganfälle treten auf, wenn ein oder mehrere
Blutgerinnsel den Blutzufluss zum Gehirn blockieren.
Dr. Medcalf zufolge wirkt DSPA, indem es gezielt Fibrin, die
Gerüststruktur von Blutgerinnseln, zerstört. Wenn Fibrin ausgesetzt,
wird die Gerinnsel-zerstörende Aktivität von DSPA 13.000-fach
angeregt, die von t-PA nur 72-fach.
Die Forschungsergebnisse wurden im Magazin Stroke der American Heart
Association veröffentlicht.
"Wenn eine Vampirfledermaus ihr Opfer beißt, sondert sie eine starke
Gerinnsel-auflösende Substanz ab, so dass das Blut des Opfers, von dem
sich die Fledermaus ernährt, immer weiter fließt," so Dr. Medcalf.
"Das Enzym der Vampirfledermaus wurde im Evolutionsprozess für diese
besondere Aufgabe maßgeschneidert."
Das Enzym der Vampir Fledermaus hat einen weiteren großen Vorteil
gegenüber t-PA, denn es scheint nur einer Aufgabe zu dienen - der
Auflösung von Gerinnseln. Tierstudien haben gezeigt, dass t-PA das
Gehirn von Schlaganfallpatienten weiter schädigen könnte, indem es
eine fortschreitende Zellendegeneration im Gehirn verursacht. Diese
Studie hat dagegen gezeigt, dass DSPA, das über andere biochemische
Eigenschaften verfügt, keine derartigen Nebenwirkungen mit sich
bringt.
Laut Dr. Medcalf ist t-PA zwar ein effektiver Wirkstoff für die
Auflösung von Gerinnseln, es muss aber innerhalb von drei Stunden nach
Einsetzen der Schlaganfall-Symptome angewandt werden, um das Risiko
weiterer Hirnschädigungen zu vermeiden. "DSPA könnte hingegen eine
sichere Behandlungsoption über längere Zeiträume bieten, da es keine
schädigende Wirkung auf Gehirnzellen hat. DSPA wird gegenwärtig an
Schlaganfall-Patienten in australischen, europäischen und asiatischen
Krankenhäusern erprobt.
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