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Gedächtnisleistungsstörungen kann man mindern

Vergesslichkeit ist nicht nur eine typische Alterserscheinung. Personen mit Bluthochdruck und Diabetes, aber auch solche mit hohen Cholesterin- oder Harnstoffwerten, zuviel Homocystein und Schnarcher, die am Schlafapnoe-Syndrom leiden, gehören zu jener Risikogruppe, bei denen besonders oft Gedächtnisleistungsstörungen auftreten.

Das Risiko für Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes, hohen Cholesterin- oder Harnstoffwerten liegt darin, daß ihr Gehirn immer wieder Minuten bis Stunden dauernde Phasen der verminderten Durchblutung erlebt und dadurch Hirngewebe geschädigt wird.

Dadurch kann es zu einer so genannten vaskulären Demenz kommen, die eine Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten, also dem Erkennen und Denken, mit sich bringen. Etwa ein Viertel aller Demenzerkrankungen werden durch solche Durchblutungsstörungen im Gehirn hervorgerufen, können zwar nicht rückgängig gemacht werden, aber durch Pentoxifyllin, eine durchblutungsfördernde Substanz, verlangsamt oder gestoppt werden.

Wenn Menschen einen derartigen Gedächtnisverlust erleiden, ist meist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Während sich ein Patient durchaus an alle Einzelheiten seiner Hochzeit vor 40 Jahren erinnern kann, weiss er nicht mehr, was er gerade seinem Sohn erzählt hat...

Prophylaxe ist möglich, Therapie unbedingt notwendig
In solchen Fälle ist es ganz besonders wichtig, sofort ein Gespräch mit dem Arzt zu suchen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und sofort mit einer Therapie zu beginnen. Je früher desto besser.

Dabei therapieren viele Ärzte ihre Patienten aus den genannten Riskogruppen bei eindeutiger Diagnose auch schon vorbeugend mit der bewährten Substanz Pentoxifyllin, die für die Verbesserung der Fliessfähigkeit des Blutes sorgt. Ausserdem wird verhindert, dass Blutplättchen zusammenkleben und ein Gehirninfarkt bzw. eine Thrombose entsteht. Das Fortschreiten einer Gehirnleistungsstörung wird zumindest deutlich verlangsamt. Der Wirkstoff Pentoxifyllin sorgt somit für eine optimale Durchblutung des Gehirns.

Vaskuläre Demenzen auch nach einem Schlaganfall
“Nach unseren Erfahrungen profitieren demenzielle Patienten, bei denen eine vaskuläre Mitbeteiligung nachgewiesen wurde, von einer Therapie mit einer vasoaktiven Medikation. Bei Patienten mit kognitiven Defiziten und Affektlabilität bringt die Substanz Pentoxifyllin eine objektive Verbesserung”, berichtet Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Simhandl von der Sozialpsychiatrischen Abteilung am Krankenhaus Neunkirchen.

Die klinischen Erfahrungen und die grossangelegte EPMID-Studie*) zeigen, dass das Fortschreiten von Demenzen dieser Art durch die derart verbesserten Fliesseigenschaften des Blutes deutlich verlangsamt werden kann. Solche vaskuläre Demenzen beginnen oft abrupt, haben einen wellenförmigen Verlauf und äußern sich u.a. durch Leistungsschwankungen, aber auch durch partielle Lähmungen.

25% der Menschen, die zuvor einen Schlaganfall erlitten hatten, entwickeln innerhalb von drei bis vier Monaten dementielle Symptome. Je früher mit einer Pentoxifyllin-Therapie begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Achtung: TIAs kündigen Schlaganfall an!
Eine TIA (Transitorisch Ischämische Attacke) ist eine vorübergehende, Minuten bis Stunden dauernde, Durchblutungsstörung im Gehirn, die in ihren Sympto-men einem Schlaganfall gleicht, sich aber wieder vollständig zurückbilden kann. Auch aus einer TIA kann sich eine Gedächtsnisleistungsstörung entwickeln!

TIA’s sind Warnzeichen und ernste Vorzeichen eines Hirninfarktes . Die Ursachen sollten umgehend abgeklärt und behandelt werden. Über ein Drittel der Patienten mit TIA erleiden erfahrungsgemäss in der Folge einen Schlaganfall. Ein weiteres Drittel wird vermutlich weitere TIAs haben, aber später keinen Schlaganfall und bei einem weiteren Drittel wird weder eine weitere TIA noch ein Schlaganfall auftreten.

Bei Auftreten der typischen Symptome eines TIA oder eines Schlaganfalles sofort das nächste Spital aufsuchen! Denn “bei beeinträchtigter cerebraler Durchblutung ist Zeit ein entscheidender therapeutischer Faktor!

Das gilt für chronische Durchblutungsstörungen im Gehirn, besonders aber für den akuten Schlaganfall” betont Univ. Prof. Dr. Erwin Ott, Vorstand der Univ.-Klinik für Neurologie am LKH Graz. Das Zeitfenster für die optimale Therapie, eine so genannte Lyse, ist mit 3 Stunden sehr gering. In dieser Zeit muß der Betroffene in eine Stroke Unit gebracht werden, in der die Diagnose zusätzlich mit einer Magnetresonanztomographie abgesichert wird. In den Stroke Units steht immer ein Team speziell ausgebildeter Spezialisten rund um die Uhr zur Verfügung.

Professor Ott: “Ist innerhalb der ersten 3 Stunden nach dem Schlaganfall keine Lysebehandlung möglich gewesen, hat sich als Option eine Akuttherapie mit Pentoxifyllin bewährt: der Erfolg bei Patienten mit vaskulär bedingten Gedächtnisleistungsstörungen, die noch nicht den Schweregrad einer Demenz erreicht haben, ist durchaus zufriedenstellend.”

Ott: “man muss den Schlaganfall sofort erkennen!”
Prof. Ott an die Adresse der Angehörigen: "Das Problem des Nichterkennens eines Schlagerls oder eines Schlaganfalles ist allgegenwärtig und wohl eines der größten für uns Neurologen. Dabei sind die Signale eigentlich gar nicht zu übersehen: halbseitige Lähmungen und Gefühlsstörungen, Sprach- und Koordinierungsstörungen, darunter auffällig unkoordinierte Augenbewegungen, Gleichgewichtsstörungen, Neigung zu Stürzen. Schauen Sie doch ein wenig auf Ihre Mitmenschen, vor allem auf Ihre Angehörigen!" Bei diesen Symptomen spätestens innerhalb von 3 Stunden ins nächste Krankenhaus! Symptome, die unbedingt ernst genommen werden müssen: - Gleichgewichtsstörungen mit und ohne Schwindel
- Seh- und Hörstörungen
- Störungen der Sprache oder des Sprachverständnisses
- Unfähigkeit zu lesen, zu rechnen oder zu schreiben
- Taubheitsgefühle in Arm oder Bein
- Einknicken der Beine
- Lähmungserscheinungen im Gesicht oder an den Gliedmassen.


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