Kopfschmerzen, die vom Nacken ausgehen
Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung leidet im Laufe eines Jahres unter Kopfschmerzen, während der gesamten Lebenszeit bleibt kaum jemand davon verschont. Mit einer besonderen Form, und zwar mit halswirbelsäulenbedingten Kopfschmerzen, beschäftigte sich eine fachübergreifende Expertenrunde der Akademie für Manuelle Medizin an der Universität Münster und der Bertelmann Stiftung in Gütersloh.
Beteiligt an dieser Veranstaltung unter der Leitung von Dr. Markus Schilgen Leiter der Akademie für Manuelle Medizin, und Privatdozent Dr. Stefan Evers, Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik Münster, waren neben Experten aus der Orthopädie und Neurologie auch Vertreter der Manualmedizin, der Zahnheilkunde, Radiologie, Psychosomatik und Physiotherapie.
Charakteristisch für einen halswirbelsäulenbedingten Kopfschmerzen sind vom
Nacken ausgehende nach vorn zur Stirn oder ins Auge ausstrahlende und in der
Regel einseitige Schmerzen. Nicht selten kommt es zu Dauerschmerzen von
quälender Intensität. Ursächlich sind Bewegungsstörungen vor allem der
oberen Halswirbelsäule, Überlastungen der Muskulatur zum Beispiel durch
langes Sitzen vor dem PC oder in der Schule oder durch
Verschleißveränderungen der Gelenke.
Experimentelle Untersuchungen, die am Institute of Neurology in London
durchgeführt wurden, erklären die typische Schmerzausstrahlung in Kopf und
Gesicht durch besondere Nervenverknüpfungen im Rückenmark.
Halswirbelsäulenbedingter Kopfschmerz kommt auch in Kombination mit Migräne,
Spannungs,- oder Medikamentenkopfschmerz vor. Häufig ist die diagnostische
Abgrenzung nicht einfach. Deshalb erfordert die richtige Diagnose eine
fachübergreifende Zusammenarbeit des Hausarztes mit unterschiedlichen
Kopfschmerzspezialisten, wurde bei dem Expertengespräch in Münster betont.
Die Diagnose wird vor allem durch die eingehende Befragung des Patienten
sowie durch eine manualmedizinische und neurologische Untersuchung gestellt.
Ein Röntgenbild halten die Experten für sinnvoll, darüber hinausgehende
Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie indes für selten
erforderlich. Gerade bei akuten Beschwerden wird eine manuelle Therapie zur
Verbesserung der Gelenkfunktion sowie zur Muskeldehnung und -stabilisation
empfohlen. Der Patient lernt Übungen und Verhaltensweisen zur Kompensation
seiner Alltagsbelastung. Vor länger dauerndem Schmerzmittelkonsum warnen die
Mediziner. Bei einer Chronifizierung dieser Kopfschmerzen müssen nach
Angaben der Experten auch psychosomatische Faktoren berücksichtigt werden.
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