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Nebenwirkung der HIV-Behandlung aufgeklärt

Das renommierte Wissenschaftsmagazin Journal of Clinical Investigation berichtet, warum es bei HIV-Patienten unter der sehr effektiven HAART-Therapie zu einem Abbau des Fettgewebes kommt: Durch die Medikamente ist der Transport von Zuckermolekülen im Blut gestört.

Das führt dazu, dass aus dem Zucker kein Körperfett aufgebaut werden kann. Dies entdeckte eine Arbeitsgruppe um Dr. Georg Behrens, Wissenschaftler aus der Abteilung Klinische Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Eine Schlüsselrolle beim Fettaufbau spielt das körpereigene Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Normalerweise sorgt es dafür, dass Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen übertreten kann. Bei der HAART-Therapie tritt allerdings häufig als Nebenwirkung eine Insulinresistenz auf: Es ist dann mehr Insulin nötig, um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten.

Die Folge: Das Fettgewebe schwindet, es entsteht eine Lipodystrophie. Bislang wussten Wissenschaftler wenig über die Mechanismen dieses Vorgangs oder über die davon betroffenen Gewebe. Die Arbeitsgruppe um Dr. Behrens untersuchte nun bei HIV-Patienten die möglichen Defekte der Glukoseaufnahme und des Stoffwechsels in der Skelettmuskulatur. Mit verschiedenen speziellen Untersuchungen wurde ermittelt, wie die Glukose bei diesen Patienten im gesamten Körper verwertet wird. Die Forscher maßen die Glukoseaufnahme im Oberschenkel-Muskel mit der anspruchsvollen nuklearmedizinischen Technik der Positronen-Emissions-Tomographie.

Die Ergebnisse: Die Glukose wurde bei Patienten mit einer HAART-Therapie erheblich schlechter verwertet. Auch die Aufnahme im Skelettmuskel war erniedrigt, verursacht durch einen behinderten Glukosetransport. Nach der Gabe von Insulin besserte sich die Situation nicht. Damit zeigten die Forscher zum ersten Mal, dass bei HIV-Patienten mit einer Lipodystrophie die Glukose nicht aufgenommen werden kann, weil der Glukosetransport behindert ist. Die Erkenntnis eröffnet die Möglichkeit, in Zukunft Medikamente zu entwickeln, die diese Nebenwirkung nicht haben.


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