Clopidogrel: Tod, Schlaganfall und Herzinfarkt sofort reduziert
Das blutverdünnende Medikament Clopidogrel reduzierte bei kombinierter Anwendung mit Acetylsalicylsäure das Risiko für einen nachfolgenden Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod bei Patienten, die mit neu aufgetretenem oder zunehmendem Brustschmerz oder mit einem Herzinfarkt in die Notaufnahme kamen, so ein Bericht in Circulation: Journal of the American Heart Association.
Forscher stellten darüber hinaus fest, dass die günstigen Wirkungen des Medikaments innerhalb von Stunden nach der Anwendung auftraten und bis zu einem Jahr anhielten, wenn die Patienten das Medikament nach der Klinikentlassung täglich einnahmen.
“Außer Acetylsalicylsäure ist Clopidogrel das einzige antithrombotische (blutverdünnende) Medikament, für das in der Frühphase und während einer Langzeittherapie des Akuten Koronarsyndroms ein Nutzen nachweisbar war,” so Mitautor der Studie Shamir R. Mehta, M.D., Dozent für Innere Medizin an der McMaster University in Hamilton in Ontario, Kanada.
Das Akute Koronarsyndrom (ACS) umfasst Herzschmerzen, die neu auftreten oder sich innerhalb der letzten Monate verschlechtert haben (sogenannte instabile Angina pectoris), oder leichte Herzinfarkte, bekannt als Herzinfarkte ohne ST-Streckenhebung.
Patienten mit ACS haben ein erhöhtes Risiko für nachfolgende kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod. Derzeit erhalten ACS-Patienten Acetylsalicylsäure, um ihr Risiko zu vermindern. Die Forscher prüften in dieser Studie, ob diese Hochrisikopatienten von einer zusätzlichen Gabe von Clopidogrel zur Therapie mit Acetylsalicylsäure noch weiter profitieren würden.
Vorhergehende Studien zu Clopidogrel belegten einen Nutzen bei diesen Patienten, bisher gab es jedoch noch keinen Bericht über die Wirkungen des Medikaments über eine solche Zeitspanne bei einer derart großen Patientenpopulation, wie Mehta erläutert.
Notaufnahmeärzte in 28 Ländern nahmen an der ‘Clopidogrel in Unstable angina to prevent Recurrent Events’-(CURE)-Studie teil, die 12.562 Patienten mit instabiler Angina pectoris oder mit einem Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung einbezog. Die Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 64 Jahren; 38 Prozent waren Frauen.
Die Patienten in der Studie erhielten Clopidogrel oder Plazebo. Alle wurden mit Acetylsalicylsäure behandelt. Die Patienten in der Clopidogrel-Gruppe erhielten eine sofortige Aufsättigungsdosis von 300 Milligramm (mg) des Medikaments mit anschließender Gabe von 75 mg/Tag für maximal ein Jahr.
Die Forscher stellten fest, dass Clopidogrel bereits innerhalb von Stunden nach der ersten Dosis eine günstige Wirkung hatte. Innerhalb der ersten 30 Tage erlitten 5,4 Prozent der Patienten in der Plazebo-Gruppe und 4,3 Prozent der Patienten in der Wirkstoff-Gruppe einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod. Dies bedeutete, dass es bei Clopidogrel-Anwendern zu einer Reduktion schwerwiegender Ereignisse um 21 Prozent kam. Im Zeitraum nach Tag 31 bis Studienende trat bei 6,3 Prozent der Patienten in der Plazebo-Gruppe ein schwerwiegendes Ereignis auf im Vergleich zu 5,2 Prozent in der Clopidogrel-Gruppe – ein Unterschied von 18 Prozent.
“Beachtenswert ist die offensichtliche Allgemeingültigkeit dieser Ergebnisse,” erklärt Mehta. “Der Nutzen der Kombinationstherapie mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel wurde vor dem Hintergrund eines breiten Spektrums von Behandlungsstrategien in einer Vielzahl von Ländern beobachtet.”
Bei Patienten, die Clopidogrel erhielten, trat keine signifikant erhöhte Rate von lebensbedrohlichen Blutungen auf; es fand sich jedoch eine erhöhte Anzahl nicht-lebensbedrohlicher Blutungen, so die Ergebnisse der Studie. Nach dem Bericht der Untersucher überwog der Nutzen des Medikaments das Blutungsrisiko bei weitem.
Mehta zufolge können die Studienergebnisse die medizinische Praxis bedeutend verändern. “Clopidogrel bietet Kardiologen eine neue Alternative zur Anwendung in dieser Patientengruppe, um die Ergebnisse zu verbessern.”
Die Untersuchungsergebnisse von Mehta bestätigen die von der American Heart Association/American College of Cardiology erarbeiteten Leitlinien zur Behandlung akuter Koronarsyndrome, in denen die Kurzzeittherapie mit Clopidogrel empfohlen und darauf hingewiesen wird, dass eine längerfristige Therapie von Nutzen sein kann.
“Die Therapie mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel sollte frühzeitig eingeleitet und langfristig fortgeführt werden, gegebenenfalls mit anderen Medikamenten,” so Mehta. “Die kombinierte Anwendung dieser Therapien wird zu einem optimalen Nutzen bei der größten Anzahl von Patienten führen.”
Mitautoren: Salim Yusuf, MBBS; Feng Zhao, M.Sc.; Bernard Gersh, M.B., Ch.B.; Patrick Commerford, M.B., Ch.B.; Mel Blumenthal, M.D.; Andrzej Budaj, M.D.; Thomas Wittlinger, Dr. Med.; Keith A.A. Fox, M.B., Ch.B.
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