Die Medizin wird individuell
Das Genetics Research Centre (GRC), eine neue und in dieser Form in Deutschland bislang einzigartige Forschungseinrichtung wurde Ende Oktober von GlaxoSmithKline (GSK) und den Max-Planck-Instituten (MPI) für Psychiatrie und Biochemie in München eröffnet.
Das GRC verfügt über neueste Technologien zur Durchführung von Genomanalysen, die es ermöglichen, den genetischen Ursachen von Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes, Asthma oder Depressionen auf die Spur zu kommen. Langfristig sollen dadurch neue Ansatzpunkte für die Arzneimitteltherapie entwickelt werden. Weitere Projekte des GRC beschäftigen sich mit der so genannten Pharmakogenetik, d.h. mit der Erforschung der genetischen Ursachen für die Wirkungsweise und damit auch der Nebenwirkungen von Arzneimitteln.
Nach neueren Erkenntnissen der modernen Genetik steht fest, dass für das Auftreten von bestimmten Volks- oder Zivilisationskrankheiten nicht nur die Lebensumstände wie Ernährung und körperliche Aktivität sowie bestimmte Umweltfaktoren entscheidend sind, sondern auch die Vererbung eine wichtige Rolle spielt. Dies wird durch das Vorkommen bestimmter genetischer Varianten gegenüber dem bei gesunden Menschen festzustellenden Genmuster, der so genannten SNPs (sprich "SNIPs" = Single Nucleotide Polymorphisms) belegt. Genau hier setzt die Forschung im GRC an: Mit neuesten massenspektrometrischen Hochdurchsatz-Verfahren können täglich mehrere 10.000 Genotypisierungen durchgeführt werden, um damit Unterschiede im Bausteinmuster von Genabschnitten bei bestimmten Patientengruppen zu identifizieren.
Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, und Prof. Dr. Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, sind überzeugt: Genetische Unterschiede spielen eine wichtige Rolle bei der Anfälligkeit für Krankheiten. Technologien wie das SNP-Mapping ermöglichen im Vergleich zu früheren Zufallsbefunden in der Forschung zukünftig ein deutlich systematischeres Vorgehen.
Ein zweiter Forschungsschwerpunkt des GRC sind pharmako-genetische Untersuchungen: Durch die Erstellung von individuellen Genprofilen wird es zukünftig möglich sein, Arzneimittelwirkungen wie Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen schon vor der Einnahme vorauszusagen. Denn: "Zwischen dem genetischen Profil einer Person und der Wirkung eines Arzneimittels besteht eine enge Verknüpfung", so Prof. Holsboer. "In Zukunft wird es möglich sein, dieses Wissen gezielt für die Therapie zum Beispiel mit Psychopharmaka zu nutzen."
"Unsere Vision ist die Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Medikamente, die ein optimales Nutzen-Risiko-Verhältnis für verschiedene Patientengruppen aufweisen", so Dr. Thomas Lander, Leiter der Forschung und Medizin bei GlaxoSmithKline Deutschland, von dem die Idee für dieses, auch für GSK einmalige, gemeinsame Forschungsvorhaben mit einer international renommierten Forschungsorganisation wie der Max-Planck-Gesellschaft stammte.
Erste Ergebnisse der GRC Forschung werden bis etwa 2004 erwartet.
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. http://www.mpg.de
Max-Planck-Institut für Psychiatrie http://www.mpipsykl.mpg.de
GlaxoSmithKline Deutschland http://de.gsk.com
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