artikel nr: 3279

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Gehirntätigkeit von Ungeborenen erstmals gemessen

Bisher gab es keinen Möglichkeit die Gehirnaktivitäten von Ungeborenen zu messen. Mit MRI konnte bisher nur die physische Beschaffenheit des Gehirns untersucht werden. Forscher des us-amerikanischen "National Institute of Neurological Disorders and Stroke" stellen in der aktuellen Ausgabe von "The Lancet" ein Gerät vor, mit dem es erstmals gelungen ist, die Gehirnaktivität von Ungeborenen zu messen.

Die auf Magnetencephalography (MEG) basierende Einheit wird SARA genannt, was für "SQUID Array for Reproductive Assessment", was soviel heißt wie SQUID Anordnung zur Fortpflanzungs- Abschätzung. SQUID ist wiederum ein Akronym für "Superconducting Quantum Interference Device", einer Methode, um kleinste Fluktuationen in Magnetfeldern mit Hilfe eines Supraleiters, der mit flüssigem Helium gekühlt wird, zu messen.

In der vorliegenden Studie wurden Föten in der 28-36 Schwangerschaftswoche untersucht, bei denen es keine Risikofaktoren für Gehirnschäden (Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Infektionen etc.) gab. Um die Gehirntätigkeit anzuregen wurde der Bauch der Mutter mit Licht bestrahlt. Föten, deren Augen mehr als 3 cm von der Bauchwand entfernt waren oder deren Kopf in eine andere Richtung wies wurden von der Untersuchung ausgeschlossen.

Übrig blieben 10 richtig positionierte Föten, von denen 4 meßbar auf das Licht reagierten. Die Reaktionszeit nahm dabei mit fortgeschrittener Schwangerschaft ab. Warum 6 Föten nicht reagierten ist jedoch unklar, die Forscher vermuten, daß sie geschlafen haben könnten oder die Position des Kopfes könnte ungünstig gewesen sein.

Um festzustellen, was nun normale und abnormale Gehirnaktivitäten in welchen Entwicklungsstadien darstellt muß jedenfalls noch viel geforscht werden. Auch ist es wahrscheinlich, daß unterschiedliche Stimulationen (Töne, Stimmen, etc.) zu unterschiedlichen Aktivitäten der Gehirnarreale führen. Tests, die mehrere Stimuli benutzen, werden daher aussagekräftiger sein als Tests, die auf nur einem Reiz aufbauen.

SARA könnte - mit visueller Stimulanz - ab der 24. Schwangerschaftswoche eingesetzt werden, wenn die Augen ausgereift sind und der Kortex (Hirnrinde) mit den tieferen Gehirnarrealen verbunden ist.

The Lancet, Vol. 360, No. 9335, pp. 779-780
Magnetoencephalographic recordings of visual evoked brain activity in the human fetus.
Eswaran H, Wilson JD, Preissl H, Robinson SE, Vrba J, Murphy P, Rose DF, Lowery CL.


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