artikel nr: 3268 vom 03.09.2002

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Hände weg von Blutreinigungstee und Entschlackungsprodukten

Es ist nicht möglich, den Körper oder das Blut mit Tee zu entschlacken oder zu reinigen, betont heute Sven-David Müller, Sprecher der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Bad Aachen. Die Begriffe „Blutreinigungs- oder Entschlackungstee“ fänden sich in der seriösen Medizin-Literatur nicht.

03.09.2002 © medizin.at | Es wäre auch überhaupt nicht möglich, den Körper oder das Blut über Tees zu entschlacken oder zu reinigen. Die „Reinigung“ des Körpers übernehmen die Leber und die Niere, so Sven- David Müller weiter. Eine Vergiftung gebe es nur bei schweren Erkrankungen wie Leberzirrhose und chronischer Niereninsuffizienz und diese erfordern eine ärztliche Therapie bis hin zur Blutwäsche (Dialyse).

Die häufig angepriesene „Entschlackung“ ist ebenfalls Unsinn. Im menschlichen Organismus fällt keine Schlacke an. Schlacke bleibt als Rückstand im Ofen oder der Metallverhüttung zurück, ergänzt Müller. Der Duden erklärt das Wort Schlacke mit „Rückstand beim Verbrennen, besonders von Koks“. Da beim Menschen keine Schlacke anfällt, ist auch keine Entschlackung möglich, betont Müller nachdrücklich. Bei den Begriffen Blutreinigung und Entschlackung wird die allgemeine Verunsicherung auf Grund von angeblich schadstoffüberlasteten und rückstandsreichen Lebensmitteln ausgenutzt, um auf Kosten der Verbraucher Geld zu machen. Der Gedanke, den Körper innerlich von allen Giften reinigen zu können ist bestechend. Doch er ist auch unsinnig, denn Leber und Nieren entsorgen tagtäglich alles, was der Körper nicht benötigt.

Die meisten Produkte, die das Wort „Blutreinigung“ oder „Entschlackung“ im Namen führen, sind Abführmittel oder haben eine wassertreibende Wirkung, so Müller. Oftmals sind Brennnesselblätter, Brunnenkresse, Rhabarberwurzeln, Aloe Vera, Löwenzahnwurzeln, Birkenblätter oder Sennesblätter enthalten. Diese Pflanzenteile sind entweder als Abführmittel oder als Entwässerungsmittel wirksam. Abführmittel führen in der Regel zur Gewöhnung und sollten nur auf ärztliches Anraten über kurze Zeit eingenommen werden.

Die Gesellschaft empfiehlt Menschen, die unter Verstopfung leiden den Einsatz von Milchzucker, Guarkernmehl und Plantago ovata Samenschalen zur natürlichen, gesunden Verdauungsregulation. Blutreinigungstees oder Entschlackungsprodukte sind überflüssig und haben viele Nebenwirkungen, betont Sven-David Müller, denn es können krampfartige Magen-Darm- Beschwerden auftreten. Bei chronischer Anwendung führt der Elektrolytverlust zu Muskelschwäche und Störungen der Herzfunktion, die insbesondere durch den Kaliumverlust ausgelöst werden. Der Verbraucher sollte nicht auf Werbeversprechen hereinfallen und sich letztendlich gesundheitlich schädigen, erklärt Müller abschließend

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